Im Islam zählt Jesus zu den fünf größten Propheten, die Gott der Menschheit gesandt hat. Die Kenntnisse der Muslime von Jesus basieren auf den beiden Hauptquellen des islamischen Wissens: dem Qur´an und den Hadithen (prophetischen Aussagen). Im Qur´an wird Jesus Isa ibn Maryam oder Jesus der Sohn Marias genannt. Die Geschichte von Maria und Jesus wird im Qur´an am besten in den Kapiteln 3 und 9 beschrieben.
Maria: Ein besonderes Mädchen
Die Geschichte beginnt mit Maria, die als Kind mit dem Schutz Gottes gesegnet war. Maria wurde dem frommen Haushalt von Aal Imran oder der Familie Imrans geboren. Viele Leute stritten um die Ehre, für das Kind Sorge tragen zu dürfen, aber diese Verantwortung wurde Zacharias übertragen, einem älteren, kinderlosem Mann, der sofort bemerkte, dass das junge Mädchen etwas Besonderes war. Eines Tages stellte Zacharias fest, dass das Mädchen bestimmte Nahrungsmittel besaß, für die er keine Erklärung fand. Er fragte sie, wie sie zu diesen Dingen gekommen sei und sie antwortete:
“Es ist von Gott; siehe, Gott versorgt unbegrenzt, wen Er will.” (Quran 3:37)
Diese simple Antwort hinterließ bei dem älteren Mann einen tiefen Eindruck. Er hatte sich lange schon einen Sohn gewünscht, daher betete der ergebene Zacharias zu Gott um einen Nachkommen. Wie der Qur´an in den Versen unten berichtet, wurden seine Gebete nahezu sogleich beantwortet, obwohl seine Frau unfruchtbar gewesen und das Alter, in dem man Kinder bekommen, schon verstrichen war:
“Dort rief Zacharias seinen Herrn an und sagte: "Mein Herr, gib mir als Geschenk von Dir gute Nachkommenschaft, wahrlich, Du bist Der Erhörer des Gebets." Und da riefen ihm die Engel zu, während er zum Gebet in dem Tempel stand: "Siehe, Gott verheißt dir Johannes, den Bestätiger eines Wortes von Gott, einen Vornehmen, einen Asketen und Propheten, einen von den Rechtschaffenen.’” (Quran 3:38-39)
Die Einzigartigkeit Marias die Zacharias bemerkte, wurde ihr von den Engeln verdeutlicht:
“Und damals sprachen die Engel: "O Maria, siehe, Gott hat dich auserwählt und gereinigt und erwählt vor den Frauen der Welten. O Maria, sei vor deinem Herrn voller Andacht und wirf dich nieder und beuge dich mit den Sich- Beugenden.’” (Quran 3:42-43)
Hier endet die Geschichte von Marias Erziehung und Kindheit, wie sie im Qur´an berichtet wird.
Das Wunder von Jesus
In Kapitel 19, das den Titel “Maria” trägt, hören wir mehr von der Geschichte dieser besonderen Frau. Am besten, wir lassen den Qur´an selbst sprechen:
“ [O Muhammad] und erwähne im Buch Maria. Als sie sich von ihrer Familie nach einem östlichen Ort zurückzog und sich vor ihr abschirmte, da sandten Wir Unseren Engel Gabriel zu ihr, und er erschien ihr in der Gestalt eines vollkommenen Menschen und sie sagte: "lch nehme meine Zuflucht vor dir bei dem Allerbarmer, (laß ab von mir,) wenn du Gottesfurcht hast." Er sprach: "lch bin der Bote deines Herrn. (Er hat mich zu dir geschickt,) auf daß ich dir einen reinen Sohn beschere." Sie sagte: "Wie soll mir ein Sohn (geschenkt) werden, wo mich doch kein Mann (je) berührt hat und ich auch keine Hure bin?" Er sprach: "So ist es; dein Herr aber spricht: "Es ist Mir ein leichtes, und Wir machen ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu Unserer Barmherzigkeit, und dies ist eine beschlossene Sache."" Und so empfing sie ihn und zog sich mit ihm an einen entlegenen Ort zurück.” (Quran 19:16–22)
Aus der Beschreibung der Ereignisse im Qur´an können wir folgern, dass Maria den größten Teil ihrer Schwangerschaft allein verbrachte. Was ihr während dieser Zeit geschah, ist im Qur´an nicht erwähnt. Der Qur´an greift die Geschichte in dem Moment wieder auf, wo Maria Wehen bekommt.
“Und die Wehen der Geburt trieben sie zum Stamm einer Dattelpalme. Sie sagte: "O wäre ich doch zuvor gestorben und wäre ganz und gar vergessen!" Da rief er ihr von unten her zu: "Sei nicht traurig. Dein Herr hat dir ein Bächlein fließen lassen’” (Quran 19:23-24)
Gott, der die Reaktion der Gesellschaft kannte, leitete sie darüber hinaus an, wie sie mit der Situation umgehen sollte.
“...und schüttele den Stamm der Palme in deine Richtung, und sie wird frische reife Datteln auf dich fallen lassen.“ (Quran 19:25)
Als sie das Baby Jesus zu ihren Leuten mitbrachte, fragten sie sie; und als Baby in ihrem Arm gab Jesus ihnen Antwort. Der Qur´an beschreibt diese Szene im Einzelnen:
“So iß und trink und sei frohen Mutes. Und wenn du einen Menschen siehst, dann sprich: "lch habe dem Allerbarmer zu fasten gelobt, darum will ich heute mit keinem Menschen reden."" Dann brachte sie ihn auf dem Arm zu den Ihren. Sie sagten: "O Maria, du hast etwas Unerhörtes getan. O Schwester Aarons, dein Vater war kein Bösewicht, und deine Mutter war keine Hure." Da zeigte sie auf ihn. Sie sagten: "Wie sollen wir zu einem reden, der noch ein Kind in der Wiege ist?" Er (Jesus) sprach: "lch bin ein Diener Gottes: Er hat mir das Buch gegeben und mich zu einem Propheten gemacht. Und Er gab mir Seinen Segen, wo ich auch sein möge, und Er befahl mir Gebet und Zakah, solange ich lebe und ehrerbietig gegen meine Mutter (zu sein); Er hat mich nicht gewalttätig und unselig gemacht. Und Friede war über mir an dem Tage, als ich geboren wurde, und (Friede wird über mir sein) an dem Tage, wenn ich sterben werde, und an dem Tage, wenn ich wieder zum Leben erweckt werde.” (Quran 19:26-33)
Und so verteidigte das Baby Jesus seine Mutter vor den Anschuldigungen der Unzucht und erklärte in aller Kürze, wer er war und warum Gott ihn gesandt hat.
Hier endet die Geschichte von Maria und der wunderbaren Geburt eines der größten Propheten Gottes, Jesus.
“Dies ist Jesus, Sohn der Maria (dies ist) eine Aussage der Wahrheit, über die sie uneins sind.” (Quran 19:34)