Als die Feinde des Islam den Namen Umar hörten, erbebten ihre Knie. Wenn sie Sultan Umar auf der Straße gehen sahen, nahmen sie einen anderen Weg. Sogar Umars Freunde fanden seine Anwesenheit manchmal einschüchternd, und auch sie fürchteten seine Wut. Allerdings weinte dieser Mann der Stärke und Macht leicht, und er besaß ein weiches und mitfühlendes Herz. Umar war demütig ohne schwach zu sein. Umar vereinte zwei unterschiedliche Charakterzüge, und das machte ihn unter den Männern um den Propheten Muhammad herum einzigartig. Umars Weg zur Wahrheit begann mit einem heftigen Hass gegen Muhammad und die Religion des Islam, der sich in heftige Liebe verwandelte. Umar ibn Al Khattab stärkte den Islam.
Umar gehörte zu einer Familie der Mittelschicht, weder reich noch arm, vom Adi-Klan, einem Zweig der Quraisch. Er hatte eine harte Erziehung genossen, sein Vater war dafür bekannt gewesen, dass er seinen Sohn bis zur Erschöpfung arbeiten ließ und ihn schlug, wenn er es für nötig hielt. Dennoch wird von Umar angenommen, dass er lesen und schreiben konnte, eine ungewöhnliche Fähigkeit im vor-islamischen Arabien. Er wurde etwa elf Jahre nach dem Propheten Muhammad geboren, war ein relativ hellhäutiger Junge, der zu einem großen, gutgebauten, muskulösen Mann heranwuchs, der für sein heftiges Wesen und seine kämpferischen Fähigkeiten bekannt war.
Umar begann sein Arbeitsleben als Schafhirte für seinen Vater und seine Tanten, und er bekam einen kleinen Lohn, oft nur eine Handvoll Datteln für einen vollen Arbeitstag. Er ergänzte sein Einkommen durch die Beteiligung an Wettbewerben im Ringkampf, aber als er ins Mannesalter kam, wurde er ein erfolgreicher Händler und angesehener Geschäftsmann. Umar war als Mann der Stärke bekannt. Seine Haltung und sein Verhalten drückten Strenge aus und seine Stimme war laut und befehlend. Als Muhammads Lehren zu einem Problem für die Männer in Mekka wurden, zeigte Umar seinen Hass gegen den Islam offen und nahm am Missbrauch und der Peinigung vieler der schwächeren Konvertierten teil.
Die beiden Umars
Obwohl er nicht unter seinem Namen Umar bekannt war, gab es noch einen anderen starken Mann, der fest entschlossen den Islam bekämpfte. Dies war der Mann, der ursprünglich als Abu Hakim (Vater der Weisheit) bekannt war, aber in die Geschichte ist er als Abu Jahl (Vater der Unwissenheit) eingegangen, ein eingefleischter Feind des Islam. Der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien mit ihm, gab ihm den Namen Abu Jahl, um seine absolute Unwissenheit, die Wahrheit des Islam zu erkennen, zu kennzeichnen. Überlieferungen zeigen, dass der Prophet Muhammad einmal seine Hände zum Bittgebet erhob und Gott anflehte, den Islam mit demjenigen der beiden Umars zu stärken, den er am meisten liebte. Für die Feinde des Islam und die Gefährten des Propheten Muhammad wäre es undenkbar gewesen, dass Umar ibn al Khattab den Islam annähme.
Umars Hass auf den Islam war so stark, dass er vorhatte, den Propheten Muhammad zu töten. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, schritt er durch die Straßen Mekkas mit der festen Absicht, sein Schwert zu ziehen und das Leben des Propheten Gottes zu beenden. Einer der mekkanischen Männer, der heimlich Muslim geworden war, sah den Ausdruck in Umars Gesicht, und sofort erkannte er, dass sein geliebter Prophet in Gefahr war. Ohne Furcht um sich selbst näherte er sich Umar und fragte ihn, wohin er so rasch gehe. Umar antwortete, dass er "zu dem Mann gehe, der unser Volk entzweite, unsere Götter verfluchte und uns zum Narren hält" und er sagte: "Ich werde ihn töten".
Der junge Muslim mit dem Namen Nu'aim fühlte Schrecken in sein Herz einziehen, und er versuchte, Umar mit einem Gespräch abzulenken, aber Umar war auf seine Mission bedacht und schritt weiter die Straße entlang. Widerstrebend sprach Nu´man die Worte, die Umar schließlich zum Islam brachten. Er sagte: "Warum achtest du nicht erstmal auf dein eigenes Haus?" Umar hielt kurz inne und fragte ihn, was er mit diesen Worten meine. Umars geliebte Schwester und ihr Ehemann hatten heimlich den Islam angenommen und Nu´aim verriet ihr Geheimnis, um das Leben des Propheten Muhammad zu schützen.
Umar drehte sich unvermittelt um und ging fest entschlossen auf das Haus seiner Schwester zu. Als er näher kam, konnte er die Rezitation des Quran hören. Umar klopfte an die Tür. Die Bewohner drinnen versuchten, ihre Abschriften des Quran zu verbergen, aber Umar trat ein und wollte erfahren, was für ein "brummendes" Geräusch er gehört habe. Umars Schwester antwortete, dass es nichts sei, sie haben nur geredet, aber Umar kannte den Klang des Qurans und fragte bedrohlich: "Bist du Muslim geworden?" Umars Schwager antwortete bestätigend, woraufhin Umar über ihn herfiel und ihn zu Boden schlug. Umars Schwester versuchte, ihren Ehemann zu verteidigen und in dem Handgemenge traf Umar ihr Gesicht, das blutete.
Der Quran erhält Einzug in sein Herz
Umars Schwester schien die Stärke zu haben, für die ihr Bruder berühmt war. Sie stand auf, blickte ihren Bruder ärgerlich an und sagte: "Du Feind Gottes! Du schlägst mich nur weil ich an Gott glaube. Ob es dir gefällt oder nicht; ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah und dass Muhammad Sein Diener und Gesandter ist. Tu, was du willst!" Umar sah, wie das Blut über das Gesicht seiner Schwester rann, ihre Worte hallten in seinen Ohren wieder, und er erhob sich. Umar verlangte, dass die Worte des Quran für ihn rezitiert würden, die er vernommen hatte, als er sich dem Haus näherte.
“Wir haben den Quran nicht auf dich (Muhammad) herabgesandt, um dich unglücklich zu machen, sondern als eine Ermahnung für den, der (Gott) fürchtet. (Dies ist) eine Offenbarung von Ihm, Der die Erde und die hohen Himmel erschuf. (Er ist) der Allerbarmer, Der über Sein Reich majestätisch herrscht. Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden ist und was zwischen beiden und was unter dem Erdreich liegt. Und wenn du (Muhammad) das Wort laut aussprichst, dann wahrlich, kennt Er das Geheime und das, was noch verborgener ist. Allah - es ist kein Gott außer Ihm. Ihm kommen die Schönsten Namen zu.” (Quran 20:2-8)
Umars Augen füllten sich mit Tränen. "Ist es dies, wogegen wir gewesen sind?" fragte er. "Der Eine, Der diese Worte gesprochen hat, muss angebetet werden." Umar verließ das Haus seiner Schwester und eilte zu Muhammad. Diejenigen, bei dem Propheten Muhammad waren, bekamen Angst, aber sie ließen Umar hinein und hielten ihn, bis er sich in der Gegenwart Muhammads befand. Der Prophet Muhammad packte ihn und sagte: "Warum bist du hierher gekommen, Sohn von Khattab?"
Umar blickte den Propheten Muhammad mit Demut und Freude an und sagte: "O Gesandter Gottes, ich bin aus keinem anderen Grund gekommen, als zu sagen, ich glaube an Gott und an seinen Gesandten." Der Prophet Muhammad war außer sich vor Freude und rief aus, dass Gott Groß ist! Wenige Tage später führte Umar einen Zug von Muslimen zum Hause Gottes an, wo sie in aller Öffentlichkeit beteten. Bei dieser Gelegenheit war es, da der Prophet Muhammad ihm den Spitznamen Al-Faruq gab – den Differenzierer. Es bezeichnet einen, der in der Lage ist, die Wahrheit vom Falschen zu unterscheiden. Der Islam wurde mit Umar gestärkt, sein schlimmer Hass schmolz zu einer Liebe, die keine Grenzen kannte. Sein Leben und sein Tod waren nun Gott und Seinem Gesandten gewidmet.